BIÖG-Ärztestudie zur Organ- und Gewebespende

bild mit zwei händen, eine hand nimmt ein deko-herz entgegen von einer hand mit einem op handschuh zur repräsentativbefragung von hausärzten und hausärztinnen zum thema organ- und gewebeproben

Repräsentativbefragung: Wie Hausärztinnen und Hausärzte zur Organ- und Gewebespende beraten

Im Auftrag der damaligen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA, seit 2025 Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit – BIÖG) hat die INFO GmbH Markt- und Meinungsforschung im ersten Quartal 2024 eine bundesweite Repräsentativbefragung unter Hausärztinnen und Hausärzten zur Organ- und Gewebespende durchgeführt. Im Fokus stand die Frage, wie das im Transplantationsgesetz verankerte Informations- und Beratungsangebot in der hausärztlichen Praxis umgesetzt wird und welche Unterstützung die Ärzteschaft dabei benötigt.

Studiendesign und Methode

Grundgesamtheit der Studie waren aktiv praktizierende Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner, hausärztlich tätige Internistinnen und Internisten sowie praktische Ärztinnen und Ärzte.
Die wichtigsten Eckdaten:

  • Stichprobe: 5.000 zufällig ausgewählte Hausarztpraxen, netto 359 Interviews
  • Methode: Push-to-Web (postalische Einladung, Online-Fragebogen / CAWI)
  • Befragungszeitraum: 29. Januar bis 3. März 2024

Zur Sicherstellung der Repräsentativität wurden die Daten nach Alter, Geschlecht, Bundesland und Fachgebiet gewichtet.

Hoher eigener Kenntnisstand – zugleich Bedarf an spezifischen Informationen

Die große Mehrheit der Befragten (87 %) schätzt den eigenen Kenntnisstand als ausreichend ein, um Patientinnen und Patienten umfassend zur Organ- und Gewebespende beraten zu können.
Gleichzeitig zeigt sich ein klar umrissener zusätzlicher Informationsbedarf:

  • 54 % wünschen sich mehr Informationen zu Kontraindikationen für Organ- und Gewebespenden.
  • 43 % möchten genauer wissen, welche Vorerkrankungen keine Ausschlussgründe für eine Spende sind.
  • 40 % interessieren sich für Informationen zur fehlenden oberen Altersgrenze bei der Spende.

Rechtliche Detailfragen spielen eine geringere, aber keineswegs zu vernachlässigende Rolle – besonders das Entscheidungsrecht der nächsten Angehörigen ist für 40 % der Befragten ein Thema.

Nutzung der BZgA-/BIÖG-Materialien und Umsetzung des Beratungsauftrags

Das von der BZgA verschickte Standardinformationspaket mit Broschüren, Informationskarten und Organspendeausweisen liegt in 59 % der Praxen vor. In dieser Gruppe bewerten 84 % der Ärztinnen und Ärzte die enthaltenen Informationen als ausreichend für eine umfassende Beratung.

Seit Inkrafttreten des Gesetzes zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende (1. März 2022) haben:

  • 72 % der Befragten Informationsmaterialien zur Organ- und Gewebespende an Patientinnen und Patienten ausgehändigt.
  • 82 % mindestens ein Informationsgespräch zur Organ- und Gewebespende geführt.

Die Anzahl der Gespräche variiert stark: Im vierten Quartal 2023 reichte die Spannbreite von unter 15 bis über 80 Gespräche, im Mittel wurden etwa 69 Gespräche pro Quartal angegeben. Die Beratungsdauer liegt bei knapp der Hälfte der Befragten zwischen 5 und 10 Minuten, bei knapp 40 % unter 5 Minuten.

Wichtige Anlässe für die Beratung sind:

  • Gesundheits-Check-ups (69 %)
  • Erstellung von Patientenverfügungen (59 %)

Etwa zwei Fünftel der Ärztinnen und Ärzte, die Informationsgespräche durchgeführt haben, berichten, dass Patientinnen und Patienten das Thema auch proaktiv selbst ansprechen.

Reaktionen der Patientinnen und Patienten und Einstellungen der Ärzteschaft

Die Rückmeldungen aus der Sprechstunde sind überwiegend positiv:

  • 61 % der beratenden Ärztinnen und Ärzte erleben positive Reaktionen auf die Ansprache des Themas,
  • 43 % berichten von eher neutral-offenen Reaktionen,
  • nur 9 % nehmen vorwiegend negative Reaktionen wahr.

Inhaltlich dominieren zwei Patient:innenfragen:

  • Gibt es eine obere Altersgrenze für eine Spende? (69 %)
  • Wird im Notfall trotz dokumentierter Spendenbereitschaft alles medizinisch Mögliche unternommen, um das Leben zu retten? (60 %)

Auch die persönliche Einstellung der Hausärztinnen und Hausärzte zur Organ- und Gewebespende ist sehr positiv:
88 % äußern eine eher positive Haltung; 83 % haben bereits eine eigene Entscheidung getroffen – überwiegend zugunsten einer Spende, meist dokumentiert im Organspendeausweis und häufig an Angehörige kommuniziert. Die Bereitschaft, die Entscheidung künftig im Organspende-Register zu hinterlegen, ist hoch.

Fortbildungsbedarf und bevorzugte Formate

20 % der Ärztinnen und Ärzte haben bereits an einer Fortbildung zur Organ- und Gewebespende teilgenommen. 41 % zeigen Interesse an (weiteren) Fortbildungen. Bevorzugt werden dabei online-basierte Formate wie Live-Webinare oder E-Learning-Angebote.

Im Mittelpunkt des Fortbildungsinteresses stehen:

  • Kontraindikationen zur Organ- und Gewebespende
  • Funktionsweise und Nutzung des Organspende-Registers
  • Gesetzliche Rahmenbedingungen der Organ- und Gewebespende

Fazit

Die Studie zeigt: Der hausärztliche Sektor nimmt den im Transplantationsgesetz verankerten Beratungsauftrag zur Organ- und Gewebespende an und setzt ihn mehrheitlich aktiv um. Gleichzeitig besteht ein klar definierter Bedarf an vertiefenden, vor allem medizinisch-inhaltlichen Informationen und an praxisnahen Fortbildungsangeboten.

Mit der Repräsentativbefragung liefert die INFO GmbH Markt- und Meinungsforschung eine fundierte Datengrundlage, auf deren Basis BIÖG und weitere Akteure ihre Informations- und Unterstützungsangebote für die Hausärzteschaft gezielt weiterentwickeln können.

Weitere Ergebnisse sind im Bericht des BIÖG „Befragung von Hausärztinnen und Hausärzten zur Organ- und Gewebespende“ unter folgendem Link verfügbar:

Befragung von Hausärztinnen und Hausärzten zur Organ- und Gewebespende

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